RU 17/2006 - SOS MÜTTER
SONDERAUSGABE (2 Seiten)
Nachstehend ein Interview der Vereinigung SOS MÜTTER, die wie der vorliegende RU-Pressedienst dem Dachverband UNEC angehört.
- Frage: Wie kam es zu der Idee SOS MÜTTER ?
Sechs Jahre lang waren wir ein üblicher Prolife-Verein: Anti-Abtreibungsdemonstrationen und -flugblätter, Briefe an Abgeordnete, Artikel in nahestehenden Zeitungen, Wallfahrten, Papstbesuch, Sammlungen von Unterschriften... Bis der Tag kam, als wir erkannten, dass wir uns mit all dem um unseren eigenen kleinen Bauchnabel drehten, daß sich damit die Abtreibungskatastrophe in Frankreich, diese höchste Beleidigung des Schöpfers, dieser unglaubliche "Massenselbstmord" nicht um ein einziges Baby verringerte. Und wir entschieden uns, das "oben" zu vergessen (Abgeordnete, Gesetze, Autoritäten aller Art, einschließlich in den Kirchen), und wie der Gute Samariter im Evangelium zu arbeiten, das heisst von unserem Esel herunterzusteigen und jenem Menschen zu Hilfe zu kommen, der "wie tot im Graben lag", indem wir uns ernsthaft um ihn kümmerten. Es wurde für uns eine Notwendigkeit, direkt auf die Mütter zuzugehen, unsere Festungen zu verlassen, um sie zu retten; ist dies nicht die Botschaft des Evangeliums?
- Wielange existieren Sie?
Unser Dachverband, die UNEC, existiert seit 1989, und wir waren seit dem Beginn eine Prolife-Gruppe in der UNEC. Unsere "Strategiewendung" fand 1995 statt. Seitdem heisst unsere Gruppe SOS MÜTTER, weiterhin in der UNEC, welche in Frankreich als Vereinigung der Type 1901 registriert ist.
- Welches Profil haben die Frauen und Mädchen, die abtreiben wollen?
Man kann sagen, daß wir nie eine künftige Mutter angetroffen haben, die ihr Baby abtreiben wollte, ohne sich dazu gezwungen zu fühlen. Durch Umstände, Mangel an Geld, an Platz, und ganz besonders durch die ablehnende Haltung der Umgebung. Wie oft hörten wir: "Sie sind die einzigen, die mich unterstützen, mich ermutigen, mir helfen; alle anderen, sogar meine beste Freundin, raten mir zur Abtreibung; schlimmer noch, meine Eltern verjagen mich von zu Hause, und mein Freund, der Zeuger des Babys, gab mir schlimme Schläge, als ich ihm die 'frohe Nachricht' bekanntgab... Somit ergibt sich folgendes typische Profil: ein leicht gerundeter Bauch, ein geschwollenes Gesicht, kaum versteckte Tränen. Das ist die Wirklichkeit, die wir Christen nicht sehen wollen, indem wir der Begegnung aus dem Weg gehen, wie Jesus es schon von dem Priester und dem Diakon sagte, die den armseligen Mann im Graben "vermieden".
- Gibt es Verhaltensunterschiede unter diesen jungen Müttern infolge ihrer Herkunft? Nein, alle brauchen Hilfe. Manchmal moralische, und immer finanzielle Hilfe. Einige von ihnen sind außerdem noch vor demselben Abend unterzubringen, um ihre Babys zu retten. Natürlich haben wir mehr Probleme mit Müttern, die sich illegal in Frankreich aufhalten, Einwanderer, Farbige, Minderjährige... Aber, obwohl jeder von uns alle Art von Vorlieben hat - selbst Gott hat überreichliche Vorlieben - , bleibt es wahr, dass wir angesichts des LEBENS keinen Unterschied kennen. Ein Baby ist in jedem Fall, auch unter Risiko unseres eigenen Lebens, zu retten, unabhängig von seiner Hautfarbe oder seinem Zustand. Wie der Mann von der Feuerwehr, der oben auf seiner Leiter angesichts der Flammen die Wasserspritze nicht auslösen würde, um zuerst zu rufen: "Sind da drinnen Schwarze? Illegale? Unversicherte?'' Nein, er bekämpft kurzum das Feuer. Das ist genau, was wir tun. Wir retten Leben, das Leben von Gottes Kindern in Gefahr, mit einem Wort: das Leben unserer kleinen Brüder und Schwestern. Ohne auf den Fall von Prostituierten, Sklaven, Selbstmordlustigen einzugehen, denen wir oft genug begegneten. In diesen Fällen kann man direkt sagen, daß dank dem Baby das Leben der Mutter gerettet wurde. Im allgemeinen kann man sagen: nicht das Baby bringt ein Problem, nein, das Baby löst die Probleme der Erwachsenen. Wie viele junge Mütter haben wir erlebt, die dank ihres Babys ihr Leben veränderten, ihren schlechten Freunden aufkündigten, ihr Leben neu strukturierten, Drogen und Alkohol verliessen, einen Beruf erlernten, oder Gott entdeckten? Der wahre von Gott geschickte Missionar ist das Baby selbst. Übrigens konnten wir etwa ein Dutzend der geretteten Babys zur Taufe bringen; es ist jedes mal ein großes Fest. Man muss sich innewerden, dass vor allem das Baby kein Problem ist, sondern eine FREUDE, ein vom Himmel gefallenes Geschenk. Um die Sache wirklich zum Ausdruck zu bringen - dürfen wir dass hier erzählen? - trinken wir im nächsten Café ein Glas Champagner, um die Ankunft einer neuen Mutter zu feiern, d.h. eines neuen Babys. Dies stellt die Uhren richtig. Es ist ein kleiner Luxus von 6 Euro, den wir aus eigener Tasche bezahlen. Erst danach beginnen wir, ernsthaft mit der Mutter nachzudenken, wie die oft anstehenden schlimmen Probleme oder die unmittelbar aufkommenden Gefahren anzupacken und zu lösen sind. All unsere Mütterchen sind dabei unsere besten Partner, Anwälte, und sogar heimlichen Freunde. Da bleibt gar nichts zu argumentieren, sie starten sofort los und sind OK, sobald man mit ihnen vom LEBEN spricht.
- Wie viele Leute nehmen an Ihrer Rettungsarbeit teil?
Unsere Gruppen - 7 davon existieren bereits in Frankreich und 2 im Ausland - bestehen normalerweise aus 3 Leuten, manchmal 4. Nicht mehr. Eine 'Wohnviertelameise' (oder Schnüffelflugzeug), die vor nichts Angst hat und in ihrem Leben schon so manches andere durchgemacht hat. Ein Buchhalter, der geduldig ein Netzwerk von Spendern um die Gruppe herum aufbaut; wir haben z.B. bereits 700 Spender um unsere Pariser Gruppe herum gesammelt. Dann eine Person, die verantwortlich zeichnet, die Probleme mit kühlem Kopf angeht, Kontakt mit den Spendern hält und insbesonders mit unseren verschiedenen Rettungsgruppen Kontakt hält, um für extreme oder sogar gefährliche Fälle die beste Lösung zu finden. Die 4. Person kann später hinzukommen: ein "Herr SOS", gewöhnlich ein Pensionär, der ein Auto hat, um bei Umzügen der Mütter zu helfen, was oft vorkommt, und vor allem der eine Ecke in seiner Garage freihält, wo Baby-Kleidung, Kinderwagen und -betten, Spielzeuge usw. aufbewahrt werden können... Die erste Person der Gruppe - die Wohnviertelameise - ist immer eine Frau. Eine Frau versteht es, eine zukünftige Mutter in verzweifelter Situation aufzufinden, zu verstehen, zu beraten und zu retten. Die Männer haben seit langer Zeit - seit der industriellen Revolution? - die Szene und die Arena des LEBENS verlassen. Heute stehen auf dem Schlachtfeld des Lebens nur noch die Frauen, besonders wenn Probleme aufkommen. Dies ist fast normal, wenn man bedenkt, dass Gott sie als Mit-Schöpfer auserwählt hat: bei jeder Konzeption und jeder Geburt geht die Schöpfung weiter; Gott gibt die Menschheit nicht auf, Er fängt milliardenmal wieder von Null an, und Er macht dies mit den Müttern. Sagen wir es etwas paradox: ohne die Frauen wäre die Menschheit längst verschwunden. Dies besagt viel.
- Wie viele Rettungseinsätze pro Jahr ?
Im Anfang hatten wir nur 2 oder 3 Fälle pro Jahr. Wir hatten mehr Geld als Mütter, denen zu helfen war. Unsere Augen waren noch geschlossen. Es war notwendig, sie zunehmend zu öffnen, aus unserem Elfenbeinturm herauszusteigen bzw. unsere wohl geschützten Vogelkäfige zu verlassen. Heute ist es das Gegenteil: wir haben mehr Babys, die zu retten sind, als Geld um zu helfen. Wir stehen fast an jedem Monatsende am finanziellen Abgrund. Aber wenn es ganz schlimm steht, schickt Gott uns Hilfe. Zum Beispiel letzte Woche wollte ein Herr unbedingt wegen einer 'Verwaltungsangelegenheit' mit uns sprechen. Wir fanden schliesslich einen Termin mit ihm. Was geschah? Er nahm einfach sein Scheckbuch heraus und unterzeichnete einen Scheck von 3000 Euro. Ein Geschenk Gottes! Alles in allem konnten wir 275 Babys retten, von denen 48 noch zur Welt kommen werden. Die meisten von ihnen durch unsere Gruppe in Paris, aber auch 22 durch unsere Gruppe in der Normandie, 10 durch jene in Litauen, 28 durch jene in Georgien/Kaukasus, wo wir im Jahre 2005 ein Aufnahmeheim erwerben konnten, unser 'Grünes Haus' in Zugdidi. Die anderen Gruppen in Frankreich, d.h. in Auvergne, Cote d'Azur, Toulouse, Lyon und Dijon, obwohl einige von ihnen schon seit mehr als einem Jahr existieren, fanden noch keine einzige zu rettende Mutter. Sie bereiten sich vor, indem sie versuchen, die Balken, von denen Jesus im Evangelium spricht, aus ihren Augen zu entfernen, und auch indem sie diese 'Leerzeit' benutzen, um ihre Spendernetze aufzubauen.
- Erfolgsrate? Fast 100%. Eine Abtreibung ist aus Georgien zu melden, wo eine Frau zurückkam, um zu sagen, daß sie ihr Kind abgetrieben hat. Und in Frankreich hatten wir zwei solcher Frauen. Stellen Sie sich den Grund vor: 'Charismatische Frauen haben mich telefonisch verfolgt, indem sie sagten, sie seien auf den Knien, um für mich zu beten, und so weiter. Das war zu viel! Ich musste mit all dem Schluss machen!' Ein trauriges Zeugnis. Mit Liebe zu handeln bedeutet nicht, irgendetwas zu unternehmen. Lebensrettung ist ein christliches Werk, das zu erlernen ist, und zwar mit viel Uneigennützigkeit und Geduld, und vor allem mit unendlich viel Delikatesse. Geht es bei unserer Arbeit nicht darum, sich auf einem Gebiet zu betätigen, das die Frauen mit Recht als ihre Intimsphäre betrachten? Kurz, eine falsche Geste, oder ein Wort zu viel, und alles ist verloren. Auch hier: wie bei den Feuerwehrmännern!
- Begleiten Sie die Mütter auch nach der Geburt ihrer Babys?
Ja, normalerweise begleiten wir sie 10 bis 12 Monate lang, besonders finanziell: die Zeit vor der Geburt ihres Babys, bis 3 Monate danach. Aber manchmal beherbergen wir sie auch: erwachsene Mütter, indem wir sie in einer der 4 Einzimmerwohnungen unterbringen, die unser Verband im Pariser Raum mieten konnte, und die Minderjährigen in Beherbergungsfamilien über ganz Frankreich hin, von der Normandie bis nach Nizza. Somit beherbergen wir ständig 15 bis 20 Mütter. Hinzukommen die zukünftigen Pensionäre unseres 'Grünen Hauses' in Georgien, das gegenwärtig instandgesetzt wird. In einem Fall wir 'begleiteten' wir eine Mutter 3 ¸ Jahre lang, indem sie eine unserer Pariser Notwohnungen bewohnte, bis sie eine Sozialwohnung finden konnte.
- Das Budget Ihres Verbandes?
Das ist ein bischen die Schatzmeisterei des Lieben Gottes. Um Ihnen eine Vorstellung zu geben: im Durchschnitt kostet uns ein gerettetes Baby 1000 Euro. Das ist nichts im Verhältnis zum unschätzbaren Wert des menschlichen Lebens. 'Eine Seele ist das Weltall wert', sagte die Heilige Theresa von Avila. Und Geld gibt es massenweise über die ganze Erde hin. Es genügt, es ein bischen umzuverteilen.
- Wie finden Sie die jungen Mütter in Not?
Nicht durch Warten vor dem Telefon oder dem Computer, sondern indem wir 'hinausgehen', d.h. durch deren Suche auf den Bürgersteigen, in den Cafés, Apotheken, U-Bahnen, Labors, und vor allem auf den Bänken in den öffentlichen Parks. Wir warten nicht auf die Mütter, wir gehen ihnen entgegen. Wie der Gute Samariter es im Evangelium getan hat.
- Wer sind Ihre Verleumder? Augenblicklich haben wir keine. Weil wir ohne Geräusch, Werbung, Plakate, Zeitschrift, Büro und Löhne arbeiten, völlig unsichtbar. Mit einem Wort, wir arbeiten von Mensch zu Mensch, oder besser gesagt von Frau zu Frau. Jedoch haben wir Feinde: die Abgeordneten, die die Abtreibung wählten und aufrechterhalten; die Staatliche Verwaltung, die die Abtreibung managt und rückvergütet; die Ärzte, die sie ausüben; die Apotheker, die die 'Pille des nächsten Tags' und Schlimmeres verkaufen; oder sogar die religiösen Obrigkeiten, die über dieses Schlimmste aller Verbrechen hinweggehen, als ob es sich um ein Problem unter anderen handelt. Die Frauen werden es sein, die die Abtreibung abschaffen werden, nicht so sehr die Männer. Insbesonders erwarten wir gar nichts mehr von hochstehenden Personen. Wir arbeiten allein, indem wir von unten nach oben wirken. Wenn tausend solcher Gruppen in Frankreich wirkten, würde es vielleicht noch Abtreibungsgesetze geben, aber keine Abtreibungen mehr. Die Christen hätten sie mit reiner Liebe 'absorbiert'. Daß die Heiden heidnische Gesetze verabschieden, ist nichts Erstaunliches. Daß aber die Christen nicht aufwachen, um das Leben der Babys zu retten, den universalen Völkermord zu stoppen, gegen den totalen Horror anzukämpfen, das ist nicht normal. Es ist deshalb ein internes Problem unter Katholiken. Ja, die Abtreibung ist ein christliches Problem! Es fordert uns heraus. Entweder bringen wir Hilfe, oder alles ist zu Ende, auch für uns. Darum geht's!
- Wie kann man Ihnen helfen? Werden Sie einer unserer Lebensretter durch Ihr Gebet, Ihre Postpakete mit zeitgemässer Baby-Kleidung (bitte keine handgestrickten Wollsachen, diese gefallen nicht mehr), und besonders durch Ihre Spenden, entweder von Zeit zu Zeit, oder durch monatliche Banküberweisungen, im letzteren Fall zum Beispiel 10 bis 50 Euro/Monat (ein Formular ist bei unserem Sekretariat verfügbar). Unsere Koordinaten: SOS MÜTTER (UNEC), BP 70114, F-95210 St-Gratien, T/F 0134120268, unec@wanadoo.fr, www.radio-silence.tv. - (ru)
- - A.M.D.G.
|