RU 35/2006 - USA/FRANKREICH


- USA/FRANKREICH: Ein kleines Buch, das bereits im April 2006 vom dem pseudo-wissenschaftlichen Verlag "The National Geographic", welches die breite amerikanische Öffentlichkeit wenn nicht sogar die ganze Welt anzielt, veröffentlicht wurde, macht zur Zeit allerweits viel von sich reden: "Das Evangelium von Judas". Aber sagen wir es gleich: ist nicht alles 'Evangelium', was sich so nennt. In Frankreich wurde die jetzt erschienene Übersetzung dieses Buches durch die Medien, wie schon kürzlich der Da Vinci Code, mit Pauken und Trompeten aufgetischt: sie ist bereits der 9. Bestseller bei der Firma Fnac, die bekannt ist für den Verkauf von allem, was Geld einbringt. Geld, das ist fast das letzte Wort dieses 'Evangeliums', welches unverhofft mit der Szene aufhört, wo Judas Jesus an die Juden verkauft, eine Art Apotheose: "Und für einige Silberlinge lieferte er ihn an sie aus." Abgesehen von dem Geruch offensichtlicher Gnostik, der aus jeder Seite dieses Textes aufsteigt, ist das Geld tatsächlich das Alpha und Omega dieses Werks. Von einigen 'Silberlingen', um Jesus zu verraten, bis zu einigen Euros für den Verkauf dieses Buches, um die Wahrheit über Jesus zu verdrehen, ist nur ein Schritt. Die Generation der Verräter ist noch längst nicht ausgestorben? - Untersuchen wir zunächst einmal das historische Fundament dieses 'Evangeliums'. Gegen Ende der Jahre 1970 fanden einige Bauern bei El Minya, im Zentrum von Ägypten, ein Papyrus-Manuskript in koptischer Sprache (später 'Kodex von Tchacos' genannt, laut dem Namen des letzten Besitzers des Manuskriptes, der schweizerischen Antiquitätensammlerin Frieda Nussberger-Tchacos), welches aus dem 3. oder 4. Jahrhundert unserer Ära stammen dürfte, wobei die Texte selbst jedoch älter sein müssen. Das Dokument wurde anfangs auf Griechisch geschrieben und enthielt die folgenden Teile: 'Erste Apokalypse von Jakobus', ' Brief von Petrus an Philipp', und 'Evangelium von Judas'. Das letztere, von einem anonymen Autor (aus dem 2 Jahrhundert?), bedeckt 26 Seiten des Manuskripts. Diese Schriften, wie eine Menge anderer, die nach der Zeit Jesu zirkulierten, wurden von der frühen Kirche als apokryph abgelehnt, d.h. sie wurden als Fälschungen gebrandmarkt, die nicht inspiriert sind und somit rein menschliche Fabrikate darstellen. So wurde das 'Evangelium von Judas' schon vom Hl. Irenäus, Bischof von Lyon, um 180 in seinem Buch "Adversus Haereses" (gegen die Ketzer) scharf kritisiert: "Sie erklären, dass der Verräter Judas, der gut über diese Dinge informiert war, allein wie kein anderer die volle Wahrheit wusste und das Mysterium des Verrats vollbrachte. Sie fabrizierten eine erfundene Geschichte dieser Art, die sie 'Evangelium von Judas' nannten." Es sei bei dieser Gelegenheit angemerkt, dass die Liste der Heiligen Schriften (der 'Kanon') erst von Papst Damasus I (366 bis 384) endgültig fixiert wurde, Aber verfolgen wir weiter die Route dieses Dokumentes, das in Ägpten gefunden worden war: von den Bauern ging es von Hand zu Hand weiter, zunächst nach Kairo, dann in die Schweiz, nach New York, nach Ohio, und wiederum in die Schweiz. Erst ab dem Jahre 2000 konnten Wissenschaftler das Dokument langwierig dechiffrieren und mit viel Mühe es soweit bringen, im Jahre 2005 die approximative Wiederherstellung des originalen Textes vorzulegen: 'Das Evangelium von Judas'. Somit ist bezüglich des wissenschaftlichen Aspekts der Wiedergewinnung des koptischen primitiven Texts aus dem 4. Jahrhundert nichts Negatives zu sagen. Es handelte sich um die koptische Kopie eines verlorenen Originaltextes in griechischer Sprache, der von irgendwelchen gnostischen ägyptischen Mönchen im 2. Jahrhundert erstellt worden war. Aber viele Dinge sind bezüglich seines Inhalts und seiner Benutzung durch die modernen Massenmedien kritisch zu sagen. Der Inhalt faßt sich in einem Satz zusammen, der angeblich von Jesus stammt: nach dem Hinweis, dass die gewöhnlichen Christen böse sind (!), sagt Jesus zu Judas: "Aber Du wirst sie alle überragen. Denn Du wirst den Menschen aufopfern, der mich kleidet." Die ganze Gnostik der ersten Jahrhunderte spiegelt sich in diesem Buch wider: die Schöpfung ist schlecht, der Körper ist schlecht, der Verstand und das Wissen befreit, und nur eine Elite wird das verstehen. Der Historiker Marc Leroy von der Biblischen Schule von Jerusalem folgert, daß der Text von der gnostischen Sekte der Kanaïten stammt, die versuchte, ihre Fehler zu rechtfertigen, indem sie Verdammte wie Kain, Esau (gegen Jakob), Kore (gegen Moses) - und Judas Iskariot, der Jesus verriet, hochspielten. Dieses esoterische 'Evangelium' will Geschichte neu erschaffen, es sagt nichts über Jesu Geburt, seinen Tod, seine Auferstehung, seine Botschaft der Rettung, die Sakramente, die Kirche. Aber es redet viel von Engeln, ätherischen Äonen, Sternen, vom Wissen und der 'Selbst-Regenerierung', wenn es nicht dreist erfindet, der wahre Vater Jesu sei Barbelo, eine weibliche Macht; oder dass Judas der grösste Apostel war... Revisionismus funktioniert immer gut, schon seit alten Zeiten. Das endgültige Wort über dieses 'Evangelium von Judas' wurde von einem Jesuiten formuliert, dem amerikanischen Theologen Gerald O'Collins: "Es war Unfug, und es ist auch heute noch Unfug!" Schlimmer als Unfug, es ist der Rauch Satans! Das Manuskript schliesst sich irgendwie - aber durch das Gegenteil - an die letzte Vision an, die bezüglich Judas in der Kirche umgeht, d.h. diejenige in Dante's Göttlicher Komödie (um 1300), wo Judas mit dem Kopf nach unten in den Schlund Luzifers im 9. Kreis der Hölle geworfen wird, gerade in dem schlimmsten Glutofen, der 'Judas' hiess. Was nun Satans neuen Rauch betrifft - dieses mit maliziöser Freude gegen klingende Moneten verkaufte Buch -, halten wir zur Wahrheit über Jesus Christus, wie sie uns von der Katholischen Kirche übertragen wird..- Argument 'ad hominem': schrieb dieser Judas sein 'Evangelium' vor oder nach seinem Selbstmord? - (ru; vgl. LF 7.4., FC 19.8., DSH 24.8., IHT 24.8.)

 

 

- - O.A.M.D.G. - -