RU 34/2006 - VATIKAN


- VATIKAN: Erst jetzt - wegen der Sommerpause in der vatikanischen Presse - wurde ein langes Papstinterview bekannt, das Benedikt XVI am 5. August in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo, in den mittelitalienischen Bergen nahe Roms, auf deutsch gab. Es war sozusagen eine Weltpremiere, da 4 grosse Medien - BAYRISCHER RUNDFUNK (ARD), ZDF, DEUTSCHE WELLE und RADIO VATIKAN - den Hl. Vater gleichzeitig interviewen durften (die anderen internationalen Medien hatten anscheinend keine deutschsprachigen Korrespondenten). Nachstehend der Versuch einer Zusammenfassung dieses Ereignisses, in der sich Papst Benedikt XVI frisch und fröhlich wie im Familienkreis, d.h. ohne Protokoll und festen Text, vielleicht ein wenig zu unbedacht ausdrückte.

Natürlich befragte man (seitens RADIO VATIKAN) den Papst bezüglich seines bevorstehenden Heimatbesuches in Deutschland, d.h. in Bayern (NB: Besuch in Bayerns Hauptstadt München 9. + 10.Sept., Wallwahrt zum Marienheiligtum Altötting 11. Sept., Besuch in seinem Geburtsort Marktl 11. Sept., in Regensburg 12. + 13. Sept., und in Freising bei München 14.Sept.). Dazu sagte unser Hl. Vater: "Ich bin ja ganz beschämt über all das, was an Vorbereitungen für meinen Besuch geschehen ist... Mein Haus ist angestrichen worden, eine Berufsschule hat den Zaun gemacht. Der evangelische Religionslehrer hat mitgewirkt an meinem Zaun. Das ist ja jetzt nur eine Kleinigkeit, aber ein Zeichen für ganz Vieles, was getan wird." - Bezüglich sonstiger Papstreisen: "Seit Johannes XXIII hat es sich eingependelt, dass ... Päpste Besuche machen. Ich muss sagen, ich fühle mich nicht sehr stark, um noch viele grosse Reisen anzuzetteln, aber wo sie eine Botschaft ausrichten können, wo sie wirklich einem Wunsch entsprechen, da möchte ich in den Dosierungen, die mir möglich sind, hingehen." Er sprach von Brasilien im Jahre 2007, von seinem Wunsch, ins Heilige Land zu pilgern, von einer Wallfahrt nach Mariazell in Österreich :"Das habe ich einfach so ein bisschen leichtsinnig versprochen. Es hat mir so gut gefallen dort, dass ich gesagt habe, ja: zur Magna Mater Austriae komme ich wieder." Niemand erwähnte den für November 2006 angesagten Türkeibesuch, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass Benedikt XVI diesen gewagten Besuch nicht vornehmen wird. - In dem Interview wurden jedoch auch tiefergehende Fragen gestellt, wie z.B. diese (von ARD): "Welche Themen wollen Sie besonders ansprechen?" Benedikt XVI: "... Das Grundthema ist eigentlich, dass wir Gott wieder entdecken müssen; und nicht irgendeinen Gott, sondern den Gott mit einem menschlichen Antlitz, denn wenn wir Jesus Christus sehen, sehen wir Gott... Die Wege, die nach vorn führen, finden wir nicht, wenn wir nicht sozusagen Licht von oben haben." - Dann eine unangenehme Frage seitens ZDF: "Immer weniger Kirchgänger, immer weniger Taufen, überhaupt immer weniger Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Wie sieht Ihre Beschreibung der aktuellen Lage der Katholischen Kirche in Deutschland aus?" Aus der Antwort des Papstes: "Glaube ist schwierig geworden weil die Welt, die wir antreffen, ganz von uns selber gemacht ist und sozusagen Gott in ihr nicht mehr direkt vorkommt." Dann, als ob er sich direkt an die Seele eines jeden der vor ihm sitzenden Journalisten wendete: "Ihr trinkt nicht aus der Quelle, sondern aus dem, was uns schon abgefüllt entgegenkommt. Die Menschen haben die Welt sich selber rekonstruiert, und ihn dahinter noch zu finden, ist schwierig geworden." Die anderen Kulturen würden "erschrecken über die Kälte Gott gegenüber, die sie im Westen vorfinden", sagte der Papst. - Auf eine Frage seitens Radio Vatikan bezüglich der Jugend antwortete der Papst: "Es ist viel Grossmut in der Jugend da, aber das Risiko, sich ein Leben lang zu binden, sei's in der Ehe, sei's im Priestertum, das wird gescheut... Den Mut zu wecken, endgültige Entscheidungen zu wagen, die in Wirklichkeit erst Wachstum und Vorwärtsbewegung, das Grosse im Leben ermöglichen, die nicht die Freiheit zerstören, sondern ihr erst die richtige Richtung im Raum geben: das zu riskieren - diesen Sprung sozusagen ins Endgültige - und damit das Leben erst richtig ganz anzunehmen, das würde ich schon gern weitergeben." - Die DEUTSCHE WELLE fragte den Heiligen Vater, was er von dem Krieg im Nahen Osten denke? "Krieg ist für alle die schlechteste Lösung. Er bringt für niemanden etwas, auch für die scheinbaren Sieger nichts - wir wissen es in Europa von den beiden Weltkriegen her sehr genau -, sondern das, was alle brauchen, ist der Friede... Die moralischen Kräfte, die da bereit sind, um einsichtig zu machen, dass die einzige Lösung ist: 'Wir müssen miteinander leben', die wollen wir mobilisieren." - Dann kam eine Frage seitens des ZDF, die Wesentliches zur Sprache brachte: was soll in der Ökumene geschehen? Der Heilige Vater: "Die evangelische Kirche ist ja sehr vielgestaltig... (NB: 1500 Sekten weltweit!). Es ist also auch ein vielstimmiges Gefüge, mit dem wir in Respekt vor den vielen Stimmen und in der Suche nach der Einheit in Dialog treten und in Zusamenarbeit kommen müssen. Das erste ist, dass wir alle miteinander in dieser Gesellschaft uns darum mühen sollten..., der Gesellschaft den ethischen Zusammenhalt zu geben, ohne den sie eben nicht die Absicht der Politik - Gerechtigkeit für alle, ein gutes Miteinanderleben, den Frieden - verwirklichen kann... Und dass wir dann (?) natürlich als nächstes (?) Gott bezeugen in einer Welt, die sich schwer tut, Ihn zu finden..., dass wir den Gott mit dem menschlichen Antlitz Jesu Christi sichtbar machen und den Menschen so den Zugang zu den Quellen geben, ohne die die Moral verkümmert und ihre Massstäbe verliert... So erst entsteht die Freude an der Grösse des Menschen, dass er nicht ein missglücktes Evolutionsprodukt, sondern Bild Gottes ist... Und wenn wir das tun... werden wir zu einer inneren Einheit reifen, die, so Gott will, eines Tages dann auch äussere Formen von Einheit bringt." - Wenn man weiss, dass die New Age-Sekte die Christen in die Rolle der Moralfunktion abschieben will, um die heutige nackte Geld-, Macht- und Lustwelt mit einem ethischen Feigenblatt zu bekleiden, dann stimmt die (von uns mit '?' markierte) Papstformulierung "dann als nächstes" bedenklich. Katholisch ist es, Gott an die erste Stelle zu setzen, indem wir seine Zeugen und sogar seine Kinder in dieser Welt sein zu dürfen. Gott kommt nicht "danach". Man kennt die in dieser Welt gültige Logik: alles ab der 2. Stelle ist verhandlungs- und kompromissfähig. Sagen wir es klipp und klar: ohne Gott wird es nie Frieden geben, das wäre rein menschliche Utopie, wenn nicht sogar teuflische Vorgaukelei; wir würden auf neue die Erbauer des dem Untergang geweihten Turms von Babel. Dies ist gewiss auch die Überzeugung des Heiligen Vaters, wie man dies an anderen Stellen dieses Interviews herausfühlen kann; wie konnte ihm also ein solcher Lapsus passieren? Die Formulierung, wie sie im Interview steht, ist irreführend, vor allem wenn man bedenkt, worum es heute geht und was der Welt - und der "Ökumene" - am meisten nottut: wer, sogar unter den Christen, denkt überhaupt noch wirklich an GOTT ? Wen interessiert Er? Wer kümmert sich um Ihn, und nicht um sich selbst? - In allen Bereichen, auch im religiösen Sektor, bleibt noch alles zu tun. Viele andere wichtige Themen, wie AIDS, Abtreibung, Homo-Ehe, Überbevölkerung, Frauenrolle in der Kirche, aber auch die Rolle des Humors kamen bei diesem schillernden Interview zur Sprache. Sie können es im Volltext nachlesen auf der vatikanischen Webseite www.zenit.de, unter "Dokumente" vom 18.8.2006 - (ru)

 

- - O.A.M.D.G. - -

 

Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam - Alles zur grösseren Ehre Gottes (Hl. Ignatius S.J.)