RU 14/2006 - KATHOLISCHER TRADITION, RITUS


- KATHOLISCHE TRADITION. Eine gute Sache: in den Beziehungen zwischen der Priestervereinigung von +Mgr Lefebvre und dem Vatikan scheinen die beiden Seiten jetzt ihre besten Anstrengungen machen zu wollen, um zu einer "perfekteren Einheit" (Kardinal Hoyos) zu gelangen. Man macht keinen Vorwurf des "Schismas" mehr, das nie existierte. Sogar die Konferenz der französischen Bischöfe von Lourdes, die normalerweise hinsichtlich der "Lefebvristen" (einige von ihnen hatten sie sogar als "Lefebvristen, Lepenisten und Terroristen" bezeichnet!) sehr kriegslüstern ist, erwähnte die Angelegenheit in recht delikater Weise, indem sie verlauten liess, man warte nunmehr auf "Maßnahmen seitens des Heiligen Stuhls". Die Bischöfe aufseiten der Priesterbruderschaft Skt. Pius X, insbesonders Mgr Fellay, sehen die Zukunft in drei Phasen, die notwendigerweise einander folgen müssen: 1.) offizielle Annullierung der "Exkommunikation" der 4 Bischöfe durch Rom, die von +Mgr Lefebvre geweiht wurden, und zwar gleichzeitig mit einer gewissen "Liberalisierung" des alten Ritus der Heiligen Messe; 2.) dann, "nach einer Zeit der Experimentierung der Tradition in der universalen Kirche" (Mgr Fellay), soll von beiden Seiten eine doktrinelle Arbeit bezüglich bestimmter Prinzipien geleistet werden, die vom Konzil Vatikan II, insbesonders hinsichtlich der "religiösen Freiheit" und des Ökumenismus erarbeitet worden waren, wobei die Orthodoxie dieser Prinzipien im Vergleich zu der langen Tradition der Kirche zu überprüfen sei; 3) erst danach, sagt Mgr Fellay, soll ein Statut für die Tradition in der Kirche, insbesonders für die Priesterbruderschaft Skt Pius X, erarbeitet werden. Dieser Weg kann etwas Zeit in Anspruch nehmen - sicherlich mehrere Jahre? -, aber das Objektiv ist nunmehr klar fixiert: "die perfekte Einheit" (Benedikt XVI), damit die Kirche, mystische Gemalin und Leib Jesu Christi, immer offenbarer als die EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE Kirche erscheint. Die Vereinigung UNEC und ihr Vorgänger, das "Kommittee Heilige Genoveva", setzt sich seit 19 Jahren mit viel Energie für diese perfektere Einheit ein, genau gesagt seit November 1987, dem Zeitpunkt ihrer ersten Audienz in Rom bezüglich dieser Frage, die ihr Kardinal Ratzinger, heute Benedikt XVI, gewährte. Letzterer sprach bei der Audienz vom 28. August 2005 mit Mgr Fellay von "dem ehrwürdigen Monseigneur Lefebvre". Möge er dessen Ehre durch denWiderruf jener ungerechtfertigten "Exkommunikation" wiederherstellen! Der Ball - Phase Nummer 1 - ist jetzt in den Händen des Vatikans; wir warten voller Ungeduld. Möge Gott in seiner Güte die volle Einheit in der Liebe gewähren! - (ru; vgl. LPL 01/2006)

 

- RITUS: Nachstehend ein Predigtauszug von Kardinal Ratzinger vor 30 Jahren, als er noch Erzbischof von München war, in Bezug auf die Art und Weise, wie die Heilige Kommunion zu empfangen sei: "Wir wissen, daß, bis zum 9 Jahrhundert die Kommunion auf der Hand empfangen wurde, wobei der Kommunikant aufrecht stand. Natürlich bedeutet dies nicht notwendigerweise, dass dies nun immer so bleiben muß... Die neue Entwicklung, die nach dem 9. Jahrhundert begonnen hat (der Empfang auf der Zunge), hat als ein Ausdruck tiefster Ehrfurcht vollkommen ihr Recht, zu bestehen. Andererseits ist es notwendig, zu sagen, daß es als unmöglich erscheint, daß die Kirche die Heilige Eucharistie 9 Jahrhunderte lang auf eine unwürdige Weise feierte... Cyrillus von Jerusalem, im 4 Jahrhundert, beschrieb den Kommunikanten in seiner Katechese vor der Taufe, wie sie vorgehen sollten. Sie sollen voranschreiten und ihre Hände zu einem Thron bilden, indem sie die rechte Hand in die Linke legen, damit die Hände so ein Thron für den König werden, und gleichzeitig ein Kreuz darstellen. Für ihn handelt es sich deshalb um einen Ausdruck von grosser Schönheit und Tiefe: die Hände des Menschen bilden das Kreuz, das zum Thron wird, auf den sich der König herabläßt. Die erwartende offene Hand kann so ein Zeichen dafür werden, wie der Mensch sich selbst Gott darbietet, indem er seine Hände öffnet, um das Werkzeug Seiner Nähe zu werden, gleichsam der Thron Seiner Gnade in dieser Welt. Wer dies meditiert, wird verstehen, dass es hier verfehlt wäre, sich über diese oder jene Position zu streiten. Wir können und müssen einzig und allein für den Respekt des Herzens streiten, den die Kirche vor und nach dem 9 Jahrhundert im Sinn hat, dieser Respekt, der sich vor Gottes Geheimnis, das in unsere Hände hinabgleitet, niederbeugt. Während wir dies tun, sollten wir nicht vergessen, daß nicht nur unsere Hände schmutzig sind, sondern auch unsere Zunge und unser Herz, und daß wir öfter mit der Zunge sündigen als mit unseren Händen. Die größte Kühnheit - und gleichzeitig höchster Ausdruck von Gottes gnädiger Güte - besteht in der Tatsache, daß nicht nur unsere Hand oder unsere Zunge, sondern auch unser Herz Ihn berühren darf. Daß der Herr sich herabläßt, in uns einzugehen und in uns und mit uns zu leben; daß Er von innen her die Mitte und die Umwandlung unseres Lebens wird!" - Natürlich leben wir nicht im ersten Jahrtausend des Christentums, noch im Orient (wie Cyrill von Jerusalem), und die Kirche - einschließlich Benedikt XVI heute - empfiehlt seit elf Jahrhunderten den Empfang der Heiligen Kommunion auf der Zunge. Aber man muss bewundern, wie unser Heiliger Vater auch gegenüber jenen seiner Schafe, die anders denken, die Vermutung guter Absichten gewährt. Ein hohes Beispiel von Intelligenz und Liebe, das man allerseits befolgen sollte! - (ru; vgl. das Buch "GOTT IST UNS NAH", Predigten von Kardinal Josef Ratzinger von 1977 bis 1982, Skt Ulrich Verlag, München 2005).

 

 

- - A.M.D.G. - -