RU 20/2007 - VATIKAN
- VATIKAN: Benedikt XVI ist seit 2 Jahren unser Papst. Versuchen wir, eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Mit Johannes-Paul II hatten wir einen charismatischen Papst, eine Katastrophe für die Kirche (unglaublicher Niedergang der religiösen Praxis in der Kirche, schon allein beim Durchblättern unserer RU-Depeschen seit 1997 bekommt man ein beängstigendes Zeitraffbild dieser Zerstörung). Heute haben wir einen intellektuellen Papst. Nach den ersten Ergebnissen ist auch er eine Plage für die Kirche. Vielleicht verdienen wir keinen besseren, wenn unseren zunehmenden Egoismus in Betracht nehmen?
Es mag genügen, sich an die folgenden miserablen Vorgänge zu erinnern, die so zweideutig waren, daß es jedesmal notwendig war, Rückzüge zu machen, zu differenzieren, zu korrigieren und zu verharmlosen: die Rede von Regensburg, die Position des Vatikans gegenüber dem Beitritt der Türkei zur Europäischen Union, das Gebet Benedikts XVI in der Moschee von Istanbul, das immer neu angekündigte und immer neu verschobene Motu Proprio, und vieles andere mehr...
Zunächst einmal: was ist ein Intellektueller? Ein wenig schematisiert kann man sagen, daß er das Gegenteil des Intelligenten ist. Sobald der Intellektuelle einen Satz oder eine These ausgesprochen hat, bekommt er schon Zweifel an dem, was er sagte, und bringt selbst hundert Einsprüche und sogar Widersprüche vor. Er sah zu viel, las zu viel, dachte zu viel, diskutierte zu viel. Er glaubt, das Ganze in den Griff zu bekommen, indem er Hunderte von Details unter dem Mikroskop seziert. Wenn er ehrlich ist, kommt er korrigierend ständig auf das zurück, was er noch kurz zuvor predigte. Aber um nicht als Dummkopf zu erscheinen, gibt er seine vorausgegangenen Fehler nicht zu, er wagt es nicht einmal, deren Falschheit als solche zu analysieren, nein, er 'integriert' sie in ein immer komplexeres Hypersystem, mit einer ihm eigenen Sonderterminologie, die allmählich für alle anderen unverständlich wird. Aber im Grunde er glaubt diesem System selbst nicht mehr. Kurzum, er sagt fast im gleichen Satz alles und das Gegenteil davon, und jeder kann in diesen unverständlichen und zweideutigen Ausführungen das finden, was ihm am besten paßt. Im schlimmsten Fall, falls Sie nicht verstehen, was er vorträgt, sind Sie der schlechte Denker, und nicht er. Mit all diesen verharmlosten, verdünnten, umgebastelten und manchmal bereuten Fehlern, betrachtet er sich zu allerletzt auch noch als überaus intelligent, was in sich widersinnig ist.
Auf der anderen Seite, dort wo der Intellektuelle seziert, analysiert, schematisiert, klont, kopiert, bastelt und flickt, indem er ausschliesslich seine zerebralen Kapazitäten einsetzt, geht der Intelligente ganz anders vor: er integriert sein Herz, seinen Glauben, seine Hoffnung, seine Liebe, kurzum den ganzen Menschen. Sehr oft wissen die Intellektuellen - ein Paradox! - nichts von Intelligenz, und dies bewirkt, dass ihr Glaube zusammenschrumpft, ihre Hoffnung verschwindet und ihre Liebe austrocknet. Wieviele Menschen, die mit - teilweise sogar sehr berühmten - 'Intellektuellen' als Familienmitgliedern, Freunden oder Mitarbeitern zusammenleben, machen diese schreckliche Erfahrung! Diese 'Intellos' sind eine Art von Zwergen des Herzens und Unterentwickelten im Glauben und in der Hoffnung, sie erscheinen manchmal wie lebendig Begrabene! Der Hl. Thomas von Aquin besuchte eines Tages mit einem Freund eine Kapelle. Der Freund flüsterte ihm in's Ohr: "Thomas, Du musst doch zugeben, daß Du einen erhabeneren Glauben hast als jene alte Frau, die dort vor dem Altar kauert?" Und der Hl. Thomas antwortete ihm: "Lieber Freund, Du kannst all meine Bücher verbrennen, wenn Du mir nur den Glauben jener alten Frau beschaffen kannst!" Der Freund war total überrascht. Es war vielleicht das erste Mal in seinem Leben, daß er solch eine Seltenheit wie einen intelligenten Intellektuellen vor sich sah.
Hoffen wir, daß dies auch der Fall unserem Heiligen Vaters Benedikt XVI ist, trotz all seiner Unsicherheiten, Zweideutigkeiten, Widersprüche, Hemmnisse und eintägigen Hochflüge. Schon allein die mittlerweile lächerlich werdende Geschichte des Motu Proprio (bezüglich der notwendigen universellen Wiederherstellung des Ritus Skt Pius V in der Kirche des Okzidents), das hundertmal angekündigt, umdiskutiert, modifiziert, abgeschwächt bzw. auf später verschoben wurde, beweist hinreichend, daß unser Heiliger Vater in seiner Zaghaftigkeit und Komplexität ein Gefangener seines eigenen Intellekts ist. Er leidet wohl selbst darunter. Er hat Angst. Gewiss fehlt im der natürliche Mut nicht - die bloße Tatsache, dass er in die Türkei gereist ist, beweist dies zur Genüge -, aber der ÜBERNATÜRLICHE Mut? Jener einzige Mut, der notwendig ist, die Kirche U.H. Jesu Christi durch diese Welt zu steuern? Angesichts der Feinde innerhalb und ausserhalb der Kirche ist es notwendig, mit der Kraft Christi zu kämpfen. Beten wir dafür, dass unser Heiliger Vater während der ihm verbleibenden Pontifikatsjahre vielleicht seinen Intellektualismus aufgibt und sich gänzlich - ohne Kompromisse und Zögern - dem integralen Heiligen Glauben anheimgibt, den wir von der Kirche erhalten haben, dem einzigen Licht für eine Welt, die zu versinken droht, indem sie Hunderten von Irrlichtern nachläuft. Beten wir für Benedikt XVI, und für seinen bereits lebenden Nachfolger: "Mein Gott, wir brauchen einen ganz großen Heiligen!", und unser Vater, der in Himmel ist, wird ihn uns geben. - (ru)
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