RU 13/2007 - POLEN, RUSSLAND


- POLEN: In mindestens einem Land werden ausser dem üblichen Unsinn auch wesentliche Dinge diskutiert, und zwar in Polen. Dort denkt man erneut über das Abtreibungsgesetz nach, obwohl es eines der eingeschränktesten Gesetze Europas ist: Abtreibung ist in Polen gesetzlich nur gestattet im Fall von Vergewaltigung, Inzest oder Gefahr für das Leben der Mutter. Allerdings wird darüber auch in der polnischen Regierung heiss diskutiert. Zwei der drei Parteien der Regierungskoalition - die PiS-Partei des Premierministers und die LPR-Partei des Vizepremierministers, wollen das Gesetz dahin abändern, dass überhaupt keine Abtreibung mehr gestattet ist. Hinzu wünscht man, dies in der Verfassung des Landes für ewig zu verankern, insbesonders wegen der immer bedrohlicheren Kritik seitens der Vereinten Nationen und der Europäischen Union, welche Polen zwingen wollen, das Abtreibungverbot abzuschaffen. Laut einer Meinungsumfrage (der Polska Badavacza Grupa) sind 52,4 Prozent der Polen für diese neue Beschränkung, d.h. für das Verbot aller Abtreibungen, auch nach Vergewaltigung, Inzest oder im Fall einer Missformung des Babys. Tatsächlich ist der Präsident der Republik, Lech Kaczynski, sowie der Premierminister, sein Bruder Jaroslav Kaczynski, gegen eine solche Änderung: "Dies ist nicht der rechte Moment für eine solche Massnahme", erklärte den Premierminister, womit er sich gegen seine eigene Partei (PiS) stellte. Demgegenüber macht sich Vizepremierminister Roman Giertych, Chef des Verbandes polnischer Familien (LPR), zum mutigen und allerorts auftretenden Anwalt der totalen Abschaffung der Abtreibung. Eine Prolife-Massendemonstration brachte letzte Woche 400.000 Abtreibungsgegner auf die Straßen von Warschau, um die Gesetzesverschärfung zu befürworten. Giertych, der auch Erziehungsminister ist, brachte noch ein weiteres Gesetz erfolgreich durch das Parlament, welches jegliche Propaganda für Homosexualität in den polnischen Schulen verbietet, sogar deren einfache Erwähnung. Lehrer, die es trotzdem tun, müssen mit Gefängnisstrafen rechnen. "Es ist unzulässig, daß Kinder von 11 Jahren solchem Gerede ausgesetzt werden", erklärte Giertych. Für den Fall, dass die kaum verschleierten Angriffe auf die polnischen Moralgesetze durch die Europäische Union sich fortsetzten, drohte Giertych sogar an, sein Land könnte sich mit Trompetenklang von der Europäischen Menschenrechtskonvention zurückziehen. Die Polen schafften im Jahre 1989 die Abtreibung ab, die ihnen von den kommunistischen Diktatoren aufgezwungen worden war, und sie sind heute nicht bereit, sich von neuen Großen Brüdern in Brüssel oder New York so etwas vorschreiben zu lassen. Hochlebe das katholische Polen!

 

- RUSSLAND: Die russische Orthodoxe Kirche (Patriarchat von Moskau) und die russische Orthodoxe Kirche außerhalb Rußlands haben ihre Wiedervereinigung für den 17. Mai programmiert, d.h. für das Fest Christi Himmelfahrt, erklärte Bischof Zyrill, Metropolite von Smolensk und Kaliningrad (Königsberg). Der Patriarch von Moskau Alexis II sowie der Primat Lavr der russischen Orthodoxen Kirche außerhalb Rußlands werden an diesem Fest in der neuen Erlöser-Kathedrale in Moskau einen kanonischen Akt der Wiedervereinigung vornehmen. Die Unterzeichnung des offiziellen Dokuments wird vor der Feier der 'Göttlichen Liturgie', die zum ersten mal gemeinschaftlich von den Metropoliten und Patriarchen der zwei russischen Kirchen gefeiert wird, stattfinden. Somit wird diese 90-jährige Trennung ein Ende finden. Die russische Orthodoxe Kirche außerhalb Rußlands hatte sich nach der Oktoberrevolution von 1917 von dem russischen Patriarchat getrennt, da sie dieses der Kollaboration mit den Bolscheviken bezichtigte. Es wurde zugegeben, daß noch nicht alle Probleme, die zwischen den beiden Kirchen existierten, gelöst seien, aber es gäbe kein Hindernis mehr für eine kanonische und eucharistische Wiedervereinigung. Es ist wahr, daß zwischen diesen beiden Kirchen die Frage der Liturgie - welche bekanntlich für das Gebet und den Glauben primordial ist - kein Problem darstellt, im Gegensatz zu den ökumenischen Gesprächen zwischen Rom und den Orthodoxen. Letztere befürchten eine eventuelle Unterdrückung ihrer jahrtausendalte Liturgie durch den Papst, sobald die Gemeinschaft mit Rom wiederhergestellt sei, und zwar zugunsten einer neuen modernistischen und protestantisierten Liturgie, wie sie heute in aller Welt von Katholiken praktiziert wird. Der Vatikan gestikuliert natürlich, daß eine solche Maßnahme nicht in Frage käme, wenn einmal die Orthodoxie mit Rom vereint wäre, aber jeder kann - zusammen mit den Orthodoxen - feststellen, daß der Vatikan es zuliess, dass sein eigener jahrtausendalter Ritus, die Heilige lateinische Messe aus den Urzeiten der Kirche, praktisch abgeschafft wurde. Unter diesem Licht versteht man, daß die Gespräche Roms mit der Orthodoxie keine Fortschritte mehr machen werden, solange nicht der alte lateinische römische Ritus radikal und uneingeschränkt von Benedikt XVI wiederhergestellt wurde. - (ru)

 

 

- - O.A.M.D.G. - -