RU 51/2006 - FRANKREICH


- FRANKREICH: Ein wunderbarer Film - so etwas gibt es noch!- erschien am 12. Dezember in den französischen Kinos: "Das grosse Silentium". Es handelt sich um den Versuch, das Leben der Mönche der Abtei der Grande Chartreuse in den französischen Alpen darzustellen. Der deutsche Produzent Philip Gröning brachte es fertig, die Erlaubnis zu bekommen, sechs Monate lang in den Mauern dieses Klosters zu verweilen, das im Jahre 1084 vom Hl. Bruno, einem Adligen aus Köln, mit einer sehr strengen Regel, der Regel der Karthäuser, gegründet worden war. Zwei Stunden Film, ohne jegliche Kommentare oder hinzugefügte Geräusche: ein wirkliches Wunderspiel aus Schatten und Licht, von natürlicher Schönheit und übernatürlicher Gnade, von der verrinnenden Zeit und der ständig spürbaren Ewigkeit. Zunächst hiess die Antwort der Mönche auf die Anfrage des Produzenten: "nein", aber zwei Jahre später näherte er sich auf eine andere Weise dem Kloster: Herr Gröning verbrachte eine Woche privater geistlicher Exerzitien in der Abtei, und so fand er den Weg, um diese einmalige Genehmigung zu erlangen: zu filmen, was nicht filmbar ist, das schweigsame Gebet der Mönche der Grande Chartreuse. Die Bedingungen der Mönche waren rigoros: kein künstliches Licht, kein Zusatz von Musik oder Geräuschen, keine Kommentare, kein technisches Team, der Produzent müsse allein kommen. Und er vollbrachte einen Film über die Zeit, oder besser gesagt über die sichtbar gewordene Ewigkeit, mithilfe von zwei kleinen manuellen Kameras: eine Super 8 mit rauhem Korn sowie eine Videocam mit sehr hoher Definition. Er filmte das Leben dieser Männer auf der Suche von Gott, wie sie allein zu Seiner Begegnung schreiten, was im Grunde das wesentliche und letzte Ziel aller menschlichen Seelen ist. Man erlebt den Alltag eines Mönches in seinem "guichet" (seine Zelle, in Wirklichkeit eine kleine Hütte), eingehüllt in seine weiße Gebetsbüre, wo er zwischen Gebet (9 Stunden), Arbeit (7 Stunden), und Schlaf (8 Stunden) abwechselt; man sieht auch einige kurze Momente gemeinschaftlichen Lebens: den wöchentlichen Spaziergang zur umliegenden "Wüste", die einzige gemeinsame Mahlzeit am Sonntag, und vor allem die liturgischen Stundengebete, die jeden Tag gemeinschaftlich 4 mal in der Kirche der Abtei gesungen werden, einschließlich des Gebets zu Mitternacht. Anscheinend wird die Heilige Messe in der Abtei nie konzelebriert und wurde die lateinische Sprache nie abgeschafft. Das Stundengebet enthält keine modernen Texte und bewahrt somit die alten - und deshalb die schönsten und ehrwürdigsten - sakralen Gesänge und Lesungen. Und diese Mönche wagen es, zu singen: "O beglückende Einsamkeit !" Jeder von ihnen muß selbst das Holz zur Beheizung seiner Zelle hacken. Das 'große Silentium' herrscht überall und ununterbrochen. Sogar draussen ist kein Geräusch vernehmbar, da die Straße 1 km vor der Abtei, in 1000 m Höhe, endet, nur von hohen Bergen umgeben... Sechs Monate Filmarbeiten, zwei Jahreszeiten mit Bildern von Schnee und Blumen... Dann ein ganzes Jahr Bearbeitung des Filmes, mit der endlosen Geduld eines Produzenten, der fast selbst wurde, was er filmte. Nachdem er den Film gedreht hatte, rief er aus: "Die Welt allein ist unmöglich. Daß sie anfing, zu funktionieren, ist schon unerklärbar; daß sie fortsetzt, zu funktionieren, ist noch unerklärbarer !" Und er predigt fast, indem er seine letzte Analyse preisgibt: "Man kann verstehen, daß so ein Leben auch in der gewöhnlichen Welt möglich ist." Wenn Sie diesen Film irgendwo finden, nehmen Sie sich die Zeit, ihn anzusehen: er ist eine tiefe Meditation! -

Die Karthäuser haben heute 24 religöse Häuser (18 Klöster für Mönche und 6 für Nonnen) auf 3 Kontinenten, mit insgesamt 450 Mönchen und Nonnen (davon 34 in der Abtei der Grande Chartreuse). Ihr Leben ist ausschliesslich kontemplativ. Die Karthäuser verzichten auf jedes äußere Apostolat, auf alle Kontakte mit den Medien, und sogar auf Besuche (außer einigen seltenen Kontakten mit der nahen Familie), um sich schon in diesem Leben, in der Schule der Allerseligsten Jungfrau Maria, ganz auf Gott zu konzentrieren, indem sie Ihn suchen, Ihn anbeten und sich gänzlich Ihm überlassen. Dies ist auch eine Realität des neuen Jahres 2007, eine Grund zu tiefer Freude inmitten einer Welt, die Gott vergessen zu haben scheint ! Und überdenken wir eine große kleine Wahrheit: Gott findet sich eher in der Stille als im Geräusch, sogar in der Liturgie. Wenn Sie durch die Gegend von Grenoble kommen, fahren Sie an einem Sonntag zu dieser "geistlichen Wüste" hinauf, zur Grande Chartreuse, und hören Sie diese schweigsame Musik par excellence an, den alten gregorianischen Gesang, der hier in Gottes alles umgreifenden Stille gesungen wird. Nach seinem Tod wird der Karthäuser, in seine weisse Büre gekleidet, auf ein Brett gelegt, ohne Sarg, und nach einem Requiem wird er der Erde zurückgegeben, wo nur ein anonymes Holzkreuz die Stelle anzeigt. Das Akronym des Ordens ist darauf eingebrannt: ein Kreuz, das von 7 fünfstrahligen Sternen umgeben ist, mit dem einzigen Siegel " S.C.D.V.O " = Stat Crux dum volvitur Orbis. Das Kreuz bleibt unbewegt, während die Welt sich dreht. - (ru; vgl. RU 28/2004, und FC 16. Dez. 2006)

 

 

-- O.A.M.D.G .--

(Omnia ad maiorem Dei Gloriam = Alles zur größeren Ehre Gottes)