RU 40/2006 - FRANKREICH: Institut des Guten Hirten


- FRANKREICH: Viel Tinte - und viel heißes Blut - verfloss dieser Tage über Thema des neuen Instituts 'päpstlichen Rechts', welches von Kardinal Hoyos (Rom) mit Zustimmung des Ortsbischofs Kardinal Ricard in Bordeaux gegründet wurde, und zwar mit der Regel, die heiligen Sakramente ausschließlich im alten lateinischen Ritus 'Sankt Pius V' zu feiern (wobei festzuhalten ist, dass er eigentlich auf den heiligen Papst Gregor den Großen, um 590, zurückgeht): das Institut des Guten Hirten. Es wurde am 8. September 2006 kanonisch errichtet. Sein Vorgesetzter, Pater Philippe Laguerie (ex-FSSPX), kündigte an, daß das Institut sehr bald dreißig Mitglieder umfassen könnte: zusätzlich zu den 5 jetzigen Priestern würden 15 Priester in Lateinamerika es wünschen, Mitglieder des Institutes zu werden, und desgleichen 10 Seminaristen, von welchen in Kürze 4 bereits zu Priestern geweiht werden könnten. Ein Seminar des Institutes, das in Courtalain nahe Chartres geplant ist, würde die Seminaristen unter der Leitung von Pater Paul Aulagnier (ebenfalls ex-FSSPX) ausbilden..

- Aber die Reaktion seitens der 'ordentlichen' Priester und vieler Laien der Diözese von Bordeaux gegenüber diesem neuen Institut war äusserst heftig. Der diözesane Presbyterialrat erklärte gegenüber seinem Erzbischof in einem Kommünique vom 15. September, nach den üblichen Beweihräucherungen: "... (Der Rat) prangert den Mangel an Information und Dialog mit der hiesigen Kirche während der Schaffung des Instituts an; (der Rat) ist bestürzt, daß eine Diözese nicht an einer sie betreffende Entscheidung teilnahm; (der Tat) unterstreicht die Freude seiner Priester, ihr Ministerium im Elan des II. Vatikanums zu leben..."

- Dann liessen am 22. September '190 erfahrene Laien' in vielen Kirchen von Bordeaux ein offenes Schreiben an ihren Erzbischof gegenzeichnen: "... Wir wünschen, daß die konziliären Orientierungen nicht unter Vorwand einer Wiederauslegung der Texte des II Vatikanischen Konzils in Frage gestellt werden... Wir bitten Sie, ein außerordentliches Diözesankonzil einzuberufen, um über die durch die Schaffung dieses Instituts aufgeworfenen Fragen zu diskutieren. Wir bitten Sie, alles zu unternehmen, um vom Heiligen Vater zwecks eines direkten Dialogs empfangen zu werden, oder eine kräftige Geste zu setzen, um ihn über unsere Fragestellungen zu informieren."

- Mgr Ricard antwortete, enttäuscht und mit dem Rücken zur Wand, daß eine angebotene Hand besser sei als eine geschlossen Faust".. Es wurde klar, daß die Initiative der Schaffung des Instituts von Benedikt XVI ausging, und dass Kardinal Ricard, Erzbischof von Bordeaux und Präsident der französischen Bischofskonferenz, nolens-volens zustimmen musste.

- Was das 'volens' anbetrifft, sagte der Kardinal in einer Erklärung vom 6. Oktober: " ... Dieses Institut ist das Zeichen einer angebotenen Hand, einer Einladung, Verdächtigungen zu überwinden und den Dialog in einer brüderlichen Gesinnung zu beginnen... Wir sind alle dazu eingeladen, ... in die biblische Haltung des Willkommenheissens des Bruders einzutreten, welche immer Großzügigkeit und Hoffnung im Glauben einschliesst... Wir müssen all unsere Kräfte vereinigen und unsere Erfahrungen teilen; wir sind dazu berufen, das gleiche apostolische Abenteuer zu leben."

- Was das ' nolens' anbetrifft, zählte der Kardinal in der gleichen Erklärung vom 6. Oktober immer mehr Hindernisse auf, die noch zu überwinden seien: "Dieses Institut braucht die Genehmigung des diözesanen Bischofs für alle apostolische Aktivitäten in seiner Diözese... Ein großzügiges und außergewöhnliches Angebot der Gemeinschaft gegenüber einer besonderen Gruppe bedeutet keine Infragestellung des Wegs, über den uns der Herr in der Kirche seit 40 Jahren unter der Leitung unserer Päpste Paul VI, Johannes-Paul II und heute Benedikt XVI geführt hat... Die Errichtung einer 'personalen Pfarrei' erfordert die Unterzeichnung einer Konvention zwischen der Diözese und dem Institut... Erst nach einer derartigen Konvention kann die Kirche Saint Eloi, die der Diözese untersteht, für eine bestimmte Zeit (!) dieser 'personalen Pfarrei' anvertraut werden... Der Eintritt in die volle Gemeinschaft beinhaltet die Treue zum gegenwärtigen Magisterium des Papstes und der Bischöfe, und eine klare Position gegenüber dem magisteriellen Akt, den das II. Vatikanum und die Dekretierung seiner Texte darstellt". Der Kardinal beabsichtigt, zwecks einer Klarstellung den Heiligen Vater zu besuchen.

- Nach all dem kann man sagen, dass von Rom aus gesehen alles so abläuft, wie es am 30. August 2005 zwischen dem Heiligen Vater und Mgr Fellay (FSSPX) vereinbart worden war: in kleinen Schritten auf dem Weg der 'Experimentierung der Tradition in der Kirche' fortschreiten (dieser Ausdruck ist in der Tat ein unverblümtes Eingeständnis der verfallenen Situation der heutigen Kirche, die 2000 Jahre Erfahrung der Tradition hinter sich hat!). Das neue Institut ist ein Probetest, und, wie Mgr Ricard sagt, "die Zukunft wird zeigen, ob diese Schaffung eine vielversprechende Initiative oder eine gescheiterte Hoffnung ist". Angesichts all dieser Vorgänge gehört die Stunde der unverbrüchlichen Treue zum dem providentiellen Felsen, den die von Mgr Lefebvre geschaffene Priesterbruderschaft Skt Pius X darstellt, ohne welche die heilige Tradition wie ein Zigarettenstummel unter den Füßen der meisten Bischöfe der Kirche zertreten würde. - All dies könnte ein recht amüsantes Theaterstück sein, wenn es nicht um das Heil so vieler Seelen ginge. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Stück der Geschichte der Frohen Botschaft auf Erden, welche sich unter unseren Augen abspielt, die einzige wirklich passionierende Geschichte. Sie lädt zum Gebet ein. -ru (vgl. Aqu. 10.10., LC 11.9., PM 21.9.)

 

 

- - O.A.M.D.G. - -