RU 22/2006 - Der Papst über den Islam


- ISLAM: Unser Heiliger Vater Benedikt XVI hat soeben den "Päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog" geschlossen; dieser wird in den "Päpstlichen Rat für Kultur", der von dem französischen Kardinal Paul Poupard geleitet wird, integriert werden. Der Präsident des interreligiösen Rats, Mgr Michael L. Fitzgerald, wird abgeschoben, d.h. er geht als Apostolischer Nuntius nach Kairo, wo er seinen utopischen Dialog mit dem Islam fortsetzen kann, als ob dieser eine Religion wäre. - Analysieren wir Etappe nach Etappe diese Evolution in der Kirche. Während der langen Jahre seines Pontifikates hatte Johannes-Paul II nicht nur den "Dialog mit dem Islam" eingeführt, sondern sogar politische Zusammenarbeit, insbesonders eine katholisch-mohammedanische gemeinsame Front als "objektive Verbündete" gegen die feministischen Abwege auf der Konferenz von Peking (1995) betreffs der Rechte der Frauen, und sogar das gemeinsame Gebet, wobei er im Jahre 1988 den mohammedanischen Menschenmengen in Marokko verkündete: "Wir glauben an den gleichen Gott, den einen und einzigen Gott, der die Welt erschuf und seine Kreaturen zur Vollendung brachte". Er war der erste Papst, der in einer Moschee (Damaskus) betete und Gesten setzte, die exklusiv der jüdischen Religion zu eigen sind, indem er ein Gebetspapier in eine Spalte der Klagemauer Jerusalems einlegte. Schon damals hatte Kardinal Ratzinger - Präfekt der Glaubenskongregation - zu bedenken gegeben, dass er diese Politik nicht befürworte, indem er erklärte, daß dieser "Dialog" die Kirche nicht auf die Seite der muslimischen Völker stelle, sondern auf die Seite von despotischen Regimen, die die muslimische Welt dominieren. Schon damals erkannte Kardinal Ratzinger, daß der Papst niemanden vor sich fände, außer einer Menge isolierter oder nationaler Autoritäten, bzw. einer bunten Menge von Imamen, die jeder doktrinalen Kontrolle entbehren. Außerdem erkannte er, daß der Islam trotz seiner scheinbaren kürzlichen Ausdehnung heute in einer Identitätskrise steckt, einerseits wegen seiner inneren Widersprüche, aber auch gegenüber der modernen Welt mit den Phänomenen der Gewalt und des "Grolls" (Benedikt XVI vermeidet das Wort "Haß"); hinzu kommt, dass der Islam an das Joch eines Korans gefesselt ist, der keinerlei Auslegung toleriert. Wie kann man in dieser Situation einen "theologischen Dialog" mit dem Islam führen? Noch schlimmer, er versteht, daß der "Dialog mit dem Islam" von Johannes-Paul II vielen Katholiken zweideutig erscheinen könnte, da sie dort eine Gleichmachung aller Konfessionen sehen könnten und somit verleitet werden könnten, Katholiken "freier Wahl" zu werden, weil alles relativ und subjektiv zu werden schien. Die Antwort von Benedikt XVI ist radikal: Stopp! Schluss mit dem "religiösen Dialog mit dem Islam", Schließung des Päpstlichen Rates, der diesem zweideutigen Objektiv dient, Abschiebung von Kardinal Fitzgerald, der Hauptfigur dieser Politik. Stattdessen strebt Benedikt XVI einen "kulturellen Dialog" mit dem Islam an. Mit einem Schlag tötet er zwei Fliegen: einerseits bestreitet er dem Islam den Charakter einer "Religion"; in der Tat, wenn wir nicht den gleichen Gott haben - und da es nicht mehrere Götter geben kann -, dreht sich der Islam um nichts; es bleibt nur noch die Möglichkeit, mit dem Islam über Musik, Mathematik und Astronomie zu diskutieren, kurz gesagt über "Kultur" (bezüglich dieses letzten Punktes macht Benedikt XVI ihnen bisweilen sogar grosse Komplimente); andererseits bringt er die Christen zu ihrer eigentlichen Sendung zurück: die individuelle Bekehrung der Mohammedaner, und nicht des Islams. Der Islam ist nur ein wackeliges Gerüst, das von schlecht kopierten Halbwahrheiten und Lügen zusammengesetzt ist, der Islam ist tatsächlich "unbekehrbar". Die Mohammedaner aber sind vom Schöpfer berufen, Seinem göttlichen Sohn Jesus Christus in der Katholischen Kirche zu folgen. Dieser Anruf vollzieht sich in ihren Herzen, wie in jedem Menschen, weil er schon "in Ihm und mit Ihm und durch Ihn", aber noch nicht für Ihn, lebt. Benedikt XVI behauptet nicht, wie die große Mehrheit der Bischöfe und Priester, die Mohammedaner seien "unbekehrbar". Er bewies dies, als er vor drei Jahren in Österreich ein "Institut für Kathechese für Mohammedaner", das einmalig in der Welt ist und bereits mehr als 100 Erwachsene zur katholischen Taufe bringen konnte, befürwortete und segnete. Obwohl Benedikt XVI sich nicht genau in dieser Weise ausdrückt, versteht man aus seinen Erklärungen, daß er im innersten Grund jeder menschlichen Seele nicht so sehr eine "Rationalität" sieht, die uns vereint, oder theoretische "gemeinsame Werte", die den Dialog ermöglichen, sondern vor allem jenen einmaligen Anruf Gottes, der für die Existenz jeder menschlichen Seele konstitutiv ist, diesen intimsten Grund im Menschen, wo er den göttlichen Anruf zu hören und ihm zu folgen berufen ist. Dorthin gehört der "religiöse Dialog" - oder besser gesagt die Verkündung der Frohbotschaft - , und den Rest lässt man besser den Spezialisten und Institutionen der Kultur, die immer vom Wesen her abstrakt sind, auch wenn es sich um etablierte "Religionen" handelt. Verloren in unserem chaotischen und unmöglichen Dialog mit dem Islam, stellt Benedikt XVI für uns Gott wieder an seine Ehrenstelle: Er ist der Eine, der an die Tür jeder Seele klopft, auch eines jeden Mohammedaners. Benedikt XVI erklärt sogar, daß was die Mohammedaner am meisten in Europa schockiere, sei nicht die Gegenwart des Kruzifixes oder anderer religiöser Symbole, sondern deren Abwesenheit oder sogar Verneinung. Der Papst sieht ein ermutigendes Zeichen der Einschätzung des "Sakralen" in dieser Entrüstung der Mohammedaner. Am 25. Oktober 2004, noch als Kardinal, erklärte er: "Es wurde gesagt, daß wir in der europäischen Verfassung nicht von Gott sprechen sollen, weil dies die Mohammedaner und die Mitglieder anderer Religionen beleidige. Das Gegenteil ist wahr: was die Mohammedaner und die Mitglieder anderer Religionen beleidigt, ist nicht die Tatsache, von Gott oder unseren christlichen Wurzeln zu sprechen, sondern die Tatsache der Vernachlässigung Gottes und des Sakralen...". Danke, Heiliger Vater! - Übrigens wird diese Frage demnächst wieder auf den Tisch kommen. Und Sie werden erstaunt sein, wer die Protagonisten sind. Angela Merkel, Protestantin, gab bekannt, daß sie am Ende ihres europäischen Präsidiums, im Juni 2007, ein neues Verfassungprojekt vorlegen werde, und zwar mit einem klaren Hinweis auf die christlichen Wurzeln Europas. Raten Sie, wer sofort aufstand und opponierte? Der österreichische Kanzler Wolfgang Schüssel, Katholik: die E.U. sei "gross genug, einen europäischen Islam aufzunehmen". Schlimmer noch: "Gott braucht keine Verfassung der Europäischen Union!" Dixit Schüssel. Ohne Kommentar. - (ru; vgl. BA 16.4.05; AN 26.4.06; RV 30.5.06; NTV 30.5.06).

 

 

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